Die Schlacht von Dettingen


LandblickAm äußersten Rande des Bayernlandes, wenige Kilo­meter vor der hes­sischen Grenze, wo die Leute schon hessisch sprechen, liegt der Ort Dettingen. Mit diesem Ort wird eine Schlacht in Verbindung ge­bracht, über die man dort aber wenig Einzelheiten weiß, denn sowohl die Kampfparteien wie auch der Verlauf der Schlacht muten recht merk­würdig an. Die Gegner waren nämlich nicht Bayern und Preußen, wie man heute vermuten möchte, und auf der anderen Seite die Fran­zosen, die den Österreichern einen bayerischen Regenten an die Spit­ze setzen wollten, für den sie bei Dettingen in die Schlacht zogen.

Über die Schlacht selbst findet man in den Geschichts­büchern aus gu­tem Grunde wenig: Die Heere standen sich damals, es war die hohe Zeit des Barock, schon ei­nige Zeit gegenüber, als sich ein Kanonen­schuss löste, daraufhin dem Heerführer der Engländer das Ross durch­ging und mitsamt seinem Reiter auf die feindlichen Reihen zugalop­pierte. Dieses missverstanden die Eng­länder als Angriffsappell und setzten dem Reiter hinter­her. Diese Blitzattacke kam für die ängstli­chen Franzo­sen so unerwartet und löste so große Panik aus, dass sie Hals über Kopf die Flucht ergriffen und von den Eng­ländern vernich­tend geschlagen wurden.

Ungeachtet der Verdienste des Generals Zufall veran­stalteten die Eng­länder eingedenk ihres Siegs eine rau­schende Feier, zu der sie den da­mals in England gefei­ertsten Hofmusiker, den auch heute noch viel­gerühmten Meister Händel, mit der musikalischen Gestaltung beauf­tragten. Zu diesem feierlichen "Te Deum" wurden praktisch alle im Lan­de verfügbaren Pauken und Trom­peten herbeigeschafft, deren Spiel dem Ort wie der Mu­sik des Meisters Händel ein unvergängliches Denk­mal setzten.

So blieb Maria Theresia in Österreich Kaiserin, ein Bayer konnte auch nachher nicht mehr Regent in Öster­reich werden. Die Engländer unter­ließen jedoch weitere Schritte gegen die Geschlagenen, die Bayern und ihren Möchtegernregenten. So blieben die Bayern, sehr zum Leid­wesen der Preußen, auch weiterhin in den Gefilden nördlich des Mains sitzen, und noch heute künden gro­ße Schilder an den Schnellstraßen bei Aschaffenburg an, dass man sich dort, wo eigentlich schon die hessi­sche und preußische Sprache vorherrschen, im Leder­hosenfreistaat be­findet.

Dieses war den Preußen lange Zeit ein Dorn im Auge, mittlerweile gilt jedoch die Kriegführung mit Schwertern und Schlachtrössern als un­vereinbar mit den guten Sit­ten und würde dem Ruf moderner Staats­bürger scha­den. So verfielen die Hessen, die seit dem Ende des preu­ßischen Staates am Untermain regieren, auf den Gedanken, stattdessen an der Grenze zu dem besieg­ten, aber noch nicht eingenomme­nen Staat steinerne Ungetüme zu errich­ten, die giftige Dämpfe ausspieen und so die Einwohnerzahl verringer­ten und den Wald lichteten. Den Boden, der dort nicht mehr recht tra­gen wollte, erwarben sie dann in großer Zahl und bauten Häuser, in denen wohl oft niemand wohnt, wo nun aber wenigstens keine Bayern mehr sich ausbreiten können. Zu­dem zogen Sie vielerlei Wege für die Motorkutschen durch die einst unzugänglichen Wälder, auf denen sie nun Jagd auf die meistens et­was langsameren Spes­sartbewohner ma­chen.

Wenn dann der letzte Ureinwohner dem Land den Rü­cken gekehrt hat, soll ein rauschendes Fest gefeiert werden, für das ein großer Meister der Musik ein neues Werk erstellen soll. Das Opus, das dieser zu schreiben hätte, wäre dann allerdings nicht mehr ein Dettinger, son­dern ein Karlsteiner, vielleicht sogar ein Alzenauer  Te Deum. Für den endgültigen Sieg über die Bayern plant man dieses noch größer, rei­cher und eindrucksvol­ler zu gestalten als das des Meisters Hän­del

Foto: Yronimus               

Start